In der Zeit online las ich letzte Woche, dass ein Lehrer in der Oberstufe Twitter im Unterricht genutzt hat, um über ein Gedicht von Henry Miller zu diskutieren. Alle Schüler konnten, während der Lehrer das Gedicht vortrug, live via Twitter kommentieren. Die Kommentare wurden dann in einer Twitter-Wall angezeigt und als Basis für den Diskurs über das Werk genutzt. Der Lehrer wollte über diese Methode die Beteiligung der Schüler erhöhen und die Qualität der Auseinandersetzung mit dem Text verbessern. Was er nicht wollte, war den Diskurs über das Gedicht nur auf Twitter zu beschränken.
Wenn ich die Leser-Kommentare lese, fällt mir auf, dass viele Kommentatoren Twitter (und seine Möglichkeiten) nicht verstanden haben und es irgendwie auf ein Blödsinns-Tool für extrovertierte Gehirnamputierte reduzieren. Dabei verkennen Sie die Chancen, die ein solcher Ansatz bietet:
- jeder kann seinen Beitrag leisten
- 140 Zeichen erfordern Prägnanz und Klarheit
- Alle Kommentare sind allen zugänglich und sie sind dokumentiert
- Es ist neu und neue Dinge erweitern den Horizont und die Erfahrungswelten und machen beweglich
Ich begrüße solche Ansätze und wünsche mir mehr davon. Warum nicht auch einmal Twitter nutzen, um Eltern über Aktuelles in der Schule zu informieren? Wenn ich solche Vorschläge auf Elternabenden mache, ernte ich meistens unverständliche Blicke verbunden mit einer großen Portion Misstrauen. Das finde ich Schade, weil es am Ende allen zu Gute käme, wenn wir die Möglichkeiten der digitalen Welt konsquenter nutzen würden.
Sehr interessante Gedanken zu Schule und digitalen Medien finden sich im Blog des Koblenzer Geschichtslehrers Daniel Eisenmenger, der auch im Zeit-Artikel erwähnt wird.
Ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, dieses Thema im Rahmen meines ehrenamtlichen Engagements an der Schule meiner Kinder immer wieder aufzugreifen.